Newsletter 2024/3
Freitag, 27.09.2024
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zum dritten Newsletter des Jahres 2024! In dieser Ausgabe werfen wir einen genaueren Blick auf das enorme Potenzial deutscher Landtechnik in Vietnam. Wir berichten über die aktuellen Herausforderungen und die vielversprechenden Chancen, die sich für deutsche Unternehmen auf diesem wachsenden Markt bieten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Kompetenzstelle Vietnam für die Agrar- und Ernährungswirtschaft
⚡Fokusthema: Fokusthema: Potenzial deutscher Landtechnik in Vietnam
Der vietnamesische Agrarsektor steht an einem entscheidenden Wendepunkt: Trotz des anhaltenden wirtschaftlichen Wachstums und der zentralen Rolle der Landwirtschaft ist die Mechanisierung noch nicht vollständig entwickelt. Dies bietet deutschen Unternehmen im Bereich der Landtechnik bedeutende Chancen. Vietnam investiert stark in den Ausbau seiner Agrartechnologien, um die Produktivität zu steigern, den Klimawandel zu bewältigen und die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Deutsche Landtechnik kann hier eine wichtige Rolle spielen, um diesen Wandel voranzutreiben.
Starke Nachfrage nach Mechanisierung
Vietnam zählt zu den wichtigsten Reisexporteuren weltweit und betreibt großflächige Anbauflächen für Tee, Gemüse und Obst. Doch veraltete Anbaumethoden und kleinteilige Landwirtschaft dominieren weiterhin weite Teile des Landes.
Eine der größten Herausforderungen im vietnamesischen Agrarsektor ist die starke Fragmentierung der landwirtschaftlichen Flächen. Viele Betriebe sind sehr klein, insbesondere im Roten Flussdelta, wo 94 % der Haushalte weniger als 0,5 Hektar Land besitzen. Diese kleinen Parzellen erschweren den Einsatz von Großmaschinen und behindern die Einführung moderner Agrartechnologien. Insgesamt gibt es etwa 70 Millionen Parzellen, die durchschnittlich nur 300 bis 400 Quadratmeter groß sind, was die Effizienz des Agrarsektors stark mindert.
Darüber hinaus dominieren landwirtschaftliche Genossenschaften den vietnamesischen Agrarsektor, wobei es bis Ende 2022 landesweit über 19.000 kleine Genossenschaften gibt. Um das Potenzial der Landwirtschaft zu steigern, sind Investitionen in moderne Landtechnik notwendig. Die vietnamesische Regierung fördert die Modernisierung des Sektors durch Investitionen in Technologien wie Traktoren, Erntemaschinen und Bewässerungssysteme. Diese Maßnahmen sollen die Produktivität steigern, die Lebensmittelsicherheit verbessern, Umweltschäden reduzieren und die Landwirtschaft an den Klimawandel anpassen.
Verwendete Landtechnik in Vietnam
In Vietnam werden eine Vielzahl an landwirtschaftlichen Maschinen eingesetzt, wobei der Automatisierungsgrad relativ niedrig ist. Die meistverwendeten Maschinen sind einfache Traktoren, Mähdrescher und Pflüge, die überwiegend aus China, Japan oder Südkorea importiert werden.
Der Markt für Traktoren und Mähdrescher zeigt starkes Wachstum, insbesondere für kleinere Traktoren unter 35 PS, die sich gut für die kleinstrukturierten Parzellen vietnamesischer Landwirte eignen. Laut einer Marktanalyse von Mordor Intelligence wird erwartet, dass der vietnamesische Markt für Traktoren bis 2029 einen Wert von fast 800 Millionen USD erreicht. Über 70 % der Traktoren und 90 % der Mähdrescher in Vietnam werden importiert, was deutschen Herstellern erhebliche Chancen bietet.
Lokale Akteure wie VEAM und Thaco spielen eine wichtige Rolle in der Produktion landwirtschaftlicher Maschinen.
VEAM ist eines der führenden Unternehmen im Bereich der landwirtschaftlichen Maschinen und Motoren in Vietnam. Gegründet im Jahr 1990, fokussiert sich das Unternehmen auf die Produktion von Traktoren, Dieselmotoren und verschiedenen anderen landwirtschaftlichen Maschinen. Es verfügt über zahlreiche Joint Ventures, insbesondere mit ausländischen Partnern wie Toyota, Honda und Ford, was die Qualität und Effizienz seiner Produkte unterstützt.
Ursprünglich als Automobilhersteller bekannt, hat sich Thaco in den letzten Jahren auch im vietnamesischen Agrarsektor als bedeutender Player etabliert. Das Unternehmen produziert Traktoren mit Leistungskapazitäten von 18 bis 120 PS, die gezielt auf die landwirtschaftlichen Gegebenheiten und Anforderungen in Vietnam abgestimmt sind. Jedoch bevorzugen viele Landwirte weiterhin importierte Modelle, da diese als qualitativ hochwertiger gelten. VEAM und Thaco bemühen sich, ihre Technologien zu verbessern, um auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben.
Deutsche Unternehmen wie CLAAS und Big Dutchman haben bereits Fuß gefasst und profitieren vom steigenden Bedarf an Mechanisierung, insbesondere in spezialisierten Bereichen wie der Viehhaltung, wo automatisierte Fütterungs- und Lüftungssysteme gefragt sind.
SWOT-Analyse der deutschen Landtechnik in Vietnam
Bilder: flaticon.com (freeepik, wanicon, smashicons, Flat Icon)
Empfehlungen für deutsche Unternehmen
Produktanpassung: Deutsche Maschinen sollten auf die kleineren Betriebe in Vietnam abgestimmt werden. Nachhaltige und effiziente Technologien werden zunehmend gefragt.
Finanzierungsmodelle: Um hohe Anschaffungskosten zu überwinden, können Ratenzahlungen, Leasing oder staatlich geförderte Kredite angeboten werden.
Markenbekanntheit: Präsenz auf Messen wie der Vietnam International Agriculture Fair und AGRITECHNICA ASIA 2025 sowie gezieltes Marketing stärken das Vertrauen in deutsche Marken.
Servicezentren: Der Aufbau von Wartungszentren in ländlichen Regionen kann die Produktlebensdauer erhöhen und Vertrauen schaffen.
Zusammenarbeit: Partnerschaften mit vietnamesischen Behörden und Organisationen wie MARD und VSAGE sind wichtig für den Marktzugang und die Förderung moderner Technologien.
Kundenschulungen: Schulungsprogramme gewährleisten, dass Landwirte moderne Maschinen effizient einsetzen und somit Produktivität und Zufriedenheit steigern.
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