Newsletter 2023/4
Freitag, 21.12.2023
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
willkommen zur vierten Ausgabe 2023 des Newsletters der Kompetenzstelle Vietnam für die Agrar- und Ernährungswirtschaft. Quartalsweise informieren wir Sie mit diesem Format über Fokusthemen im vietnamesischen Lebensmittelsektor, aktuelle Entwicklungen und wichtige Termine. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre sowie ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2024!
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Kompetenzstelle Vietnam für die Agrar- und Ernährungswirtschaft
⚡Fokusthema: Neuerungen in der vietnamesischen Food Delivery-Branche
Die vietnamesische Online-Mahlzeit-Lieferbranche hat ein Marktvolumen von knapp 2 Mrd. Dollar und soll bis 2027 jährlich um 16% wachsen. Dennoch hat der Lieferservice "Baemin", bei dem die deutsche "Delivery Hero" investiert ist, vor kurzem bekannt gegeben, dass er diesen Markt verlassen wird. Ein scheinbar guter Zeitpunkt, über Chancen und Herausforderungen dieses Marktes zu informieren.
Kleiner, aber wachsender Markt
Wie eingehend dargestellt, ist Vietnam ein stark expandierender Markt für Lieferplattformen für Mahlzeiten. Dennoch ist er gemessen am aktuellen Bruttowarenvolumen relativ unbedeutend in Südostasien. 2022 war Indonesien mit 4,5 Mrd. Dollar der größte Markt, gefolgt von Thailand (3,6 Mrd.), Singapur (2,5 Mrd.), den Philippinen (2,4 Mrd.) und Malaysia (2,2 Mrd.). Vietnam kam lediglich auf ein Bruttowarenvolumen i.H.v. 1,1 Mrd. Dollar. "Tech in Asia" berichtet, dass das Wachstum in Südostasien aktuell aber eher von den kleineren Märkten, inklusive Vietnam, ausgeht, während die größeren schwächeln. Lieferdienste haben aus diesem Grund in den vergangenen Jahren stark in Wachstumsmärkte wie Vietnam investiert. Hieru gehörte auch Baemin, die 2019 in den Markt einstiegen.
Marktakteure
Wie in anderen südostasiatischen Ländern auch, herrscht unter den Lieferdiensten ein Angebots-Oligopol. Eine Umfrage von "Decision Labs" zeigte, dass 49% der befragten Personen "Grabfood" nutzten. "Shopeefood" kam auf 45%, "GoFood" (jetzt: "Gojek") auf 26% und "Baemin" auf 23%. Auffällig war in dieser Studie, dass die Marktführer Grabfood und Shopeefood in den vergangenen Jahren stetig Marktanteile gewinnen konnten, während die kleineren Spieler auf ihrem niedrigen Niveau verharrten. Eine Markterhebung von "Momentum Works" zeigt ein bezüglich der Akteure ein ähnliches Bild: Hiernach kam Grabfood 2022 auf einen Anteil beim Bruttowarenvolumen von 45%, Shopeefood auf 41%, Baemin auf 12% und Gojek auf 2%. Aus diesen beiden Erhebungen lassen sich also folgende relevanten Marktteilnehmer ableiten, die auch in anderen südostasiatischen Märkten bestimmende Stellungen einnehmen:
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Grabfood (HQ: Singapur)
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Shopeefood (Singapur)
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Baemin (Südkorea/Deutschland)
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Gojek (Indonesien)
Trends
Online-Mahlzeit-Lieferungen erlebten in Vietnam während der COVID-Krise einen Entwicklungsschub, weil viele Verbraucher ihre Haushalte nur noch eingeschränkt verlassen durften und der HoReCa vor allem im Jahr 2021 für längere Zeitärume geschlossen blieb. Nach der Pandemie erlebte die Branche einen Rückgang an Bestellungen, weil die Kunden in die wiedereröffneten Restaurants zurückkehrten. Diese Kontraktion war jedoch von kurzer Dauer. Wie oben dargestellt, soll der Markt stark wachsen. Dies liegt darin begründet, dass die bislang dominierenden Mehrgenerationen-Haushalte in den Städten weniger werden, und in den sie ersetzenden Kleinfamilien häufig beide Elternteile arbeiten. Es bleibt insofern häufig keine Zeit zur Zubereitung von Speisen. Auch die Zahl der Single-Haushalte nimmt zu. Hiervon profitieren Lieferdienste enorm.
Während die Branche also gewaltigen Wachstumsaussichten gegenübersteht, gibt es auch einige Herausforderungen. Zum einen muss ihre Nachhaltigkeit gesteigert werden. Noch immer hinterlassen Speiselieferungen Berge an Plastikmüll. Darüber hinaus verursacht der Transport per Motorrad CO2-Emissionen. Eine zunehmende Menge von Restaurants verwendet Verpackungen aus Pappe und Einmalbesteck wird teilweise nur auf Nachfrage geliefert. Baemin experimentierte außerdem zuletzt mit Elektro-Motorrädern.
Ferner stehen die Lieferdienste sozialen Problemen gegenüber. Viele Fahrer leben in prekären Verhältnissen. "Vietnam News" berichtete, dass ein Fahrer im Monat lediglich 284 Dollar verdient. Dies ist für Städte wie Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt zu wenig, um gut über die Runden zu kommen. In der aktuellen Wirtschaftskrise strömen zudem immer mehr in Fabriken entlassene Personen als Fahrer zu den Lieferdiensten, was den internen Wettbewerb dort verstärkt, und für weiter sinkende Einkommen sorgen könnte.
Schließlich lockt dieser wachsende Markt immer neue Akteure an. Die Folge ist ein scharfer Wettbewerb, der mit harten Bandagen, häufig in Form von Rabatten, geführt wird. Baemin verließ den vietnamesischen Markt kürzlich, weil es in diesem Umfeld keine Aussicht auf einen Überschuss sah. Es bleibt abzuwarten, ob es zu einer weiteren Marktkonsolidierung kommt.
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